Harmonielehre
EintrachtIm Altertum entsprach die Obertontechnik ganz der Lehre von den Tonsystemen (siehe Philolas und Aristoxenos).
Die Wichtigkeit der Obertöne hat sich seit der Entstehung der polyphonen Klangmusik zunehmend auf die gleichzeitige Harmonie der verschiedenen Stimmlagen konzentriert. Die Obertöne umfassen in diesem heute herrschenden engen Sinne alle Stilformen der Harmonie der musischen Elemente, von der früh-polyphonie des mittelalterlichen Europa bis zu den klanglichen Strukturen der Vorzeit.
Die Obertöne sind daher wie die Polyphonie eine vor allem okzidentale europäische Weiterentwicklung. Harmony-Theorie hingegen bedeutet die gezielte Aufnahme von Akkordformen und dem Klangraum, kombiniert mit systematischen Anweisungen für den störungsfreien Umgang mit Klangbrücken im Sinn der überlieferten Spezifikationen der Musiktheorie innerhalb der großen molltonalen Zeitepoche ("ca. 1600 bis heute").
Die Bezeichnung "Harmonielehre" basiert auf Jean-Philippe Rameau's (1683-1764) Traité de l'Harmonie (1722), einer Abhandlung, die bereits zur Zeit des Basso continuo die Ergebnisse der fundamentalen Basstheorie für eine stärker auf analytische Aspekte ausgerichtete Theorien nutzbar machte. Auch Schönbergs 1911 veröffentlichtes Buch Harmonielehre war die theoretische Grundlage für die asketische 12-Ton-Musik. In seiner Harmonielehre kombiniert Heinrich Schenker (1868-1935) die Kontrapunkttheorie mit der Akkordtheorie: Das Führen der Stimme wird heute als die Horizontale der (vertikalen) Harmonie begriffen (auch als der erste Satz in der von ihm gegründeten Reduzierungsanalyse bezeichnet).
In der Harmonielehre wird jedoch nur ein Aspekt der Musiktheorie - die Harmonie - aus technischer und analytischer Sicht festgehalten. Harmony-Theorie meint vor allem, eine handwerkliche Ausbildung aus einer didaktischen Intention heraus zu erteilen, die zu bestimmten Abtönungen und Verfachungen führt, da eine Stilentwicklung von über 300 Jahren zu betrachten ist.
Nichtsdestotrotz spielt die Harmonie auch heute noch eine große Rolle, da sie einen tiefen Blick auf die stilistischen - und damit interpretatorischen - Grundsatzfragen der musikwissenschaftlichen Forschung zwischen 1600 und 1900 ermöglicht. Daneben sind grundlegende Harmoniekenntnisse auch für das Verstehen von Popularmusik oder Jazzmusik unerlässlich. Eybl: Harmonielehre.